Samstag, 7. März 2009

Wer zurückblickt, sieht nicht nach vorn, Cebit, Internet, THOMAS und die Brille



Der 'Leseapostel' des Konrad von Soest 1404 (Detail aus dem Wildunger Altar)

Man faßt am Trinkrand an: Schwarzenegger und Begleitung

- Obwohl es wieder eine Woche naß und kalt (-1 bis 6°C) war, klingt das morgendliche Vogelgezwitscher schon fast wie im Sommer; große Gruppe von Heidelerchen auf der Wiese. Die Vögel richten sich mehr nach dem steigenden Sonnenstand als nach der Temperatur (darin sind sie intelligenter als das IPCC).
Schneesturm an der US-Ostküste und Neuschnee in einzelnen Südstaaten.

- Erinnerung für die SED/Linke: " Es gibt alles, nur nicht immer, nicht überall und schon gar nicht, wenn es gerade gebraucht wird. " FAZ 4.3.09 // Volksweisheit in der SED/Linke-Diktatur.

- Wer zurückblickt, sieht nicht nach vorn. Polnischer Nationalismus: Wladyslaw Bartoszewski, der Deutschland-Berater des polnischen Ministerpräsidenten Tusk: Obwohl die französische Außenpolitik seit den Capetingern den Rhein als Grenze auch militärisch anstrebte, nahm Fritz Friedrich II. die von den Katholiken verfolgten Hugenotten in Preußen auf, weil sie gute Gewerbler waren und Geldkapital mitbrachten (und weil er etwas gegen Kaholiken hatte); ihr Gewerbefleiß und ihr Gewerbewissen bereicherte direkt die preußische Wirtschaft und strahlte erfolgreich in die preußische Bevölkerung aus. - Wenn Bartoszewski und Konsorten nicht so erbärmlich dumme Nationalisten wären, würden sie Steinbach und den Vertriebenen einen goldenen Teppich ausrollen, damit möglichst viele Ex-Pommern und -Schlesier das gleiche täten wie die Hugenotten seinerzeit in Berlin und Preußen.
- "Polen fragt nach den Nebenwirkungen einer Erpressung. Neue Töne im Fall Steinbach / Von Konrad Schuller
WARSCHAU, 6. März. Nach dem Verzicht von Erika Steinbach auf einen Platz im Beirat des geplanten Berliner Vertriebenen-Zentrums stand Wladyslaw Bartoszewski, der Deutschland-Berater des polnischen Ministerpräsidenten Tusk, einige Tage als Triumphator auf der Warschauer Bühne. Er hatte mit der Drohung gesiegt, die Berufung der von ihm zur "blonden Bestie" stilisierten Vertriebenenpräsidentin in den Beirat werde zu einem gewaltigen Wettersturz zwischen Polen und Deutschland führen. Schon am Freitag aber ist in der polnischen Diskussion ein neuer Ton angeklungen. Mehrere Zeitungen, darunter die beiden wichtigsten des Landes, die liberale "Gazeta Wyborcza" und die konservative "Rzeczpospolita", veröffentlichten ganzseitige Gastbeiträge, in denen Bartoszewskis Erfolg als Pyrrhussieg erscheint: als "Erpressung" des wichtigen Partners Deutschland, die Polen noch werde bezahlen müssen - und darüber hinaus als inhaltlich und moralisch zweifelhafter Irrweg.
Ein Argument ist dabei die These der Zeitung "Polska", dass die polnische Regierung durch ihre Angriffe auf Frau Steinbach Bundeskanzlerin Merkel vor die "fatale Wahl" gestellt habe, zwischen der Freundschaft mit Polen und der Unterstützung von "zwei Millionen Vertriebenen" zu wählen. "Die deutsche Regierungschefin wird der polnischen Regierung mit Sicherheit nicht so schnell vergessen, wie sie an die Wand gedrängt wurde", schreibt der Kommentator Andrzej Godlewski. Frau Steinbach habe in Deutschland durch die Angriffe Ansehen gewonnen, und Polen werde dafür "zur gegebenen Zeit" die "Rechnung" bekommen.
In der "Rzeczpospolita" geht der Auslandschef der katholischen Wochenzeitung "Tygodnik Powszechny", Wojciech Pieciak, ein Stück weiter. Er stellt fest, in dem ganzen Streit sei es nur um "Prestige- und Symbolfragen" gegangen, da das geplante deutsche Vertriebenen-Zentrum garantiere, dass die Geschichte nicht im revisionistischen Sinn "neu geschrieben" werde. Das Mittel der "Erpressung" gleiche in der Politik einer "Atomwaffe". Es erfülle seinen Zweck nur dann, wenn es niemals verwendet werde, weil es "gefährliche Nebenwirkungen" nach sich ziehe: die Beschädigung "des Vertrauens, des guten Willens, der Empathie". Aus "strategischer" Sicht sei der taktische Erfolg Bartoszewskis deshalb nichts Geringeres als "eine Niederlage der polnischen Deutschland-Politik".
Den moralisch-inhaltlichen Aspekt des Streits beleuchtet in der "Gazeta Wyborcza" Waldemar Kuczynski, der in der ersten demokratisch legitimierten polnischen Regierung nach der Wende Minister war. "Genau wie wir und wie jede Nation haben die Deutschen das Recht, ihre eigene Geschichte selbst zu schreiben, und niemand sollte versuchen, ihnen vorzuschreiben, wie sie sie zu schreiben haben", stellt er fest. Es gebe keinen Zweifel, dass die Mehrheit der Deutschen akzeptiert habe, dass ihr Volk die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg und die darin verübten Verbrechen trage. "Lassen wir Steinbach in Frieden", folgert Kuczynski deshalb: "Denn wenn wir auch Opfer sind, so sind wir doch nicht ohne Schuld, wie das schon vor vielen Jahren die polnischen Bischöfe wussten", schreibt er in Anspielung auf den Brief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder aus dem Jahr 1965, der in der Formulierung "Wir vergeben und bitten um Vergebung" mündet. " Text: F.A.Z., 07.03.2009

- Was so in der Unterhose steht: Made in Vietnam, in Slovakia .

- Cebit : Der Herr Terminator eröffnet die Ausstellung mit seinem Bodybuilder-Schauspielerfreund Ralf Möller und trägt als kalifornischer Gouverneur Totenkopfgürtelschnalle.

- Wie sollte es anders sein angesichts höherer Fluktuation: "Digitale Welt: Ohne Handy und Internet geht nichts .
Handy und Internet sind jungen Menschen wichtiger als Liebe: Die Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland würde einer Studie zufolge eher auf den aktuellen Partner oder das Auto verzichten als auf Handy und Internet. Das alarmierende Ergebnis einer repräsentativen Umfrage verdeutlicht, wie das digitale Zeitalter das Leben vieler Jugendlicher langsam aber sicher verändert. " Allg. Nachrichten // Die allgemeine Ersetzbarkeit der Individuen hat durch den Wohlstand zugenommen, aber auch durch die Betonung naturgemäß unstabiler emotionaler Bindungen. Man trägt Emotion, aber Emotionen sind nicht sehr langlebig.

- THOMAS : "Der Todestag des Philosophen und Theologen Thomas von Aquin. 7. März 1274
Mitten in seinem epochalen Meisterwerk, mitten drin in der „Theologischen Summe“, brach Thomas von Aquin alle Arbeit ab. Wohl kam er, wie gewohnt, morgens nach der Messe zu seinem Sekretär Reginald von Piperno. Doch er sagte kein Wort. Er diktierte keinen Satz. „Ich kann nicht“, war seine einzige Erklärung. Als Reginald das lähmende Schweigen nicht mehr ertrug und bestürzt in ihn drang, fügte der 48jährige nur diesen Satz hinzu: „Alles, was ich geschrieben habe, kommt mir vor wie Stroh.“
Vier Monate später, am 7. März 1274, starb Thomas von Aquin. Der Heilige, dem sein eigenes Werk vorkam wie Stroh, war ein Gelehrter von immenser Kreativität. Er gilt als der bedeutendste Theologe der katholischen Kirche.
Das jähe Ende seines Schaffens aber hatte keiner vorausgesehen, am wenigsten er selbst. Was war der Grund dafür? Burn-out oder mystisches Erlebnis?" WDR5 Zz; vielleicht waren es ja Glaubenszweifel, wer weiß? Hans Conrad Zander war etwas matt in seinen kleinen Provokationen, die Theologie des Thomas wurde nicht deutlich. Unsinnige Behauptungen wie "die Araber dachten damals europäischer als wir" werden durch Wiederholung nicht zutreffender. Gemeint ist die Aristoteles-Rezeption, die über einzelne Araber wie Ibn Ruschd (Averroës) lief, die dann vor der islamischen Orthodoxie fliehen mußten. Aristoteles, gut, hat sich Mühe gegeben, zweifellos logischer als diverse Religionsbücher; aber das hatte seine Grenzen: "Von Natur sind jedenfalls Frau und Sklave unterschieden ... bei den Barbaren nehmen dagegen Frau und Sklave den gleichen Rang ein ... Deswegen sagen die Dichter: 'Es ist wohlbegründet, daß Hellenen über Barbaren herrschen', da Barbar und Sklave von Natur dasselbe ist." (Arist., Politik, Buch 1, Kap. 2) Ich würde doch den Epikur und den Zenon, den Pyrrhon und Karneades weniger missen wollen als Platon und Aristoteles, bei denen der Staatsaberglaube beginnt und die Anmaßung des Wissens. Vor allem aber gründet das Europäische auf der Ablehnung der orientalischen Despotie bei den Griechen, wie sie im Abwehrkampf gegen die persische Despotie welthistorische Bedeutung erlangt hat. Sonst würden wir heute noch als Hausmeister oder sonstiger Abhängiger vor dem großen Patron niederknien und den Ring küssen, wie das in der Türkei noch oft vorkommt. Und natürlich sind wir die Erben der attischen maritimen Technikorientierung (attischer Seebund). Die Erfindung der Brille und ihre massenhafte Verbreitung ab Endes des 13. Jh. wiegen schwerer als der Platon und Aristoteles zusammen. Intelligente Erfindungen gab es überall auf der Welt, namentlich in China, aber nur in Europa gab es einen breiten Markt, der die vielen technischen Erfindungen vermarktete und der nicht von einem Zentraldespoten abhängig war wie im Orient. Technik malgamiert mit protestantischer Arbeitsethik sind dann das globale Wohlstands- und auch Freiheitsmodell Europas und Neu-Europas (USA) geworden.-