Freitag, 1. Mai 2009

Der Mai ist gekommen mit 20°, Gentechnik



Emmanuel Geibel

Der Mai ist gekommen

Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus;
Wie die Wolken wandern am himmlischen Zelt,
So steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.

Herr Vater, Frau Mutter, daß Gott euch behüt!
Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht!
Es gibt so manche Straße, da nimmer ich marschiert,
Es gibt so manchen Wein, den ich nimmer noch probiert.

Frisch auf drum, frisch auf im hellen Sonnenstrahl
Wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Tal!
Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all,
Mein Herz ist wie'ne Lerche und stimmet ein mit Schall.

Und abends im Städtlein da kehr' ich durstig ein:
"Herr Wirt, Herr Wirt, eine Kanne blanken Wein!
Ergreife die Fiedel, du lust'ger Spielmann du,
Von meinem Schatz das Liedel sing' ich dazu."

Und find' ich keine Herberg', so lieg' ich zu Nacht
Wohl unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht:
Im Winde die Linde, die rauscht mich ein gemach,
Es küsset in der Früh' das Morgenrot mich wach.

O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust!
Da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust;
Da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!

*

- Pech gehabt, die Antarktis: "ANTARCTIC ICE INCREASING

The sea ice around the continent is far above average. Also, note the colder than average sea surface temperatures around Antarctic. If the media is going to discuss the Wilkins Ice Shelf, they should also discuss this other data. The expansion of the sea ice coverage implies a cooling."
--Roger Pielke Sr., University of Colorado, 30 April 2009
CCNet 68/2009 – 1 May 2009 -- Audiatur et altera pars

- Die Mama weiß schon, warum sie den Prinzen warten läßt: "...nach Potsdam reisen. Der Prinz beehrt dort das Institut für Klimafolgenforschung. Camilla geht den Tag sorgloser an: Sie besichtigt währenddessen Schloss Sanssouci." Bundespräsident Köhler würdigt Prinz Charles bei dessen Besuch in Berlin für seine nachhaltige Umweltfreundlichkeit. // Durchhalten, Elisabeth!

- Verzicht auf Erziehung, Adorno, Habermas & Co.: "Noch nie hat es so viele registrierte Verkehrssünder in Deutschland gegeben wie im vergangenen Jahr. "Rund 8,9 Millionen Menschen waren zum Stichtag 1. Januar 2009 im Verkehrszentralregister gemeldet", sagte am Mittwoch der Präsident des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg, Ekhard Zinke." FAZ

- Homo sap. irrationalis leibhaftig:
"In der Klosterzelle eines 60 Jahre alten Mönches in Innsbruck ist ein Waffenarsenal entdeckt worden. Der österreichische Ordensmann bunkerte im Stift Wilten mehrere Faustfeuerwaffen und Gewehre samt Munition, die bei Renovierungsarbeiten gefunden wurden. Die Polizei beschlagnahmte die Objekte. Der Mann sei schon seit seinem 15. Lebensjahr ein leidenschaftlicher Waffensammler. Der Mönch gab zu, die Waffen größtenteils auf Trödelmärkten und bei Bauern erstanden zu haben. Er wird jetzt wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz angezeigt." FAZ
- - ' "Prozesse-Dieter" zu Freiheitsstrafe verurteilt.
RATINGEN, 29. April (dpa/ddp). "Prozesse-Dieter", ein prozessfreudiger 73 Jahre alter Sozialhilfeempfänger aus Ratingen, ist abermals zu einem Jahr Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Ratinger Amtsgericht sprach den ehemaligen Sportlehrer wegen 44 Beleidigungen von Amtsträgern schuldig. Auf Postkarten hatte der Mann einen Bürgermeister, einen Landrat, Beamte, Richter und Rechtspfleger mit Ausdrücken wie "Zementkopf", "Vollidiotin", "Sesselfurzer", "Rechtsbeuger", "Doppel-Null" überzogen. Der Staatsanwalt listete minutenlang Obszönitäten auf. Der Verteidiger kündigte Berufung an. Er hatte einen Freispruch gefordert.
Das Amtsgericht hatte zunächst das Problem gehabt, einen unbefangenen Richter zu finden, der noch keine Strafanzeige gegen den Mann gestellt hatte und noch nicht von ihm beleidigt worden war. Das Gericht setzte sich über den psychiatrischen Gutachter hinweg, der den Angeklagten als schuldunfähig eingestuft und ihm eine "paranoide Persönlichkeitsstörung" attestiert hatte. Der Angeklagte, der seit seinem 39. Lebensjahr von staatlicher Stütze lebt und sich unter anderem eine Klobürste erstritten hatte, habe einen hohen Intelligenzquotienten von 130, sei freundlich, humorvoll und garniere Gespräche auf hohem intellektuellen Niveau mit Zitaten von Feuerbach und Schiller. Nur wenn es um Behörden gehe, "rastet er aus". Noch während der Verhandlung wurde "Prozesse-Dieter" am Mittwoch rückfällig und titulierte den Staatsanwalt als "Dummkopf" und "Idiot". '
Text: F.A.Z., 30.04.2009, Nr. 100 / Seite 7

- Gentechnik: ' Im Gespräch: Nestlé-Verwaltungsratschef Peter Brabeck

"Wir können nicht auf Gentechnik verzichten"


Peter Brabeck-Letmathe, der Vorsitzende des Verwaltungsrats von Nestlé, will bei dem Schweizer Lebensmittelkonzern das gesellschaftliche Engagement in den Vordergrund rücken.
Von Ruhestand kann bei Peter Brabeck-Letmathe keine Rede sein. Vor fast genau einem Jahr hat er den Vorstandsvorsitz bei Nestlé an Paul Bulcke abgegeben. Der 64 Jahre alte Brabeck steht aber noch immer an der Spitze des Verwaltungsrats. Er ist nicht mehr so eng ins Tagesgeschäft eingebunden, stattdessen tritt er oft als eine Art Konzernbotschafter für ernährungspolitische Themen auf. So machte er mit seiner wiederholten Warnung vor einer weltweiten Wasserverknappung von sich reden. In New York stellte Brabeck jetzt Initiativen vor, mit denen Nestlé sich als Unternehmen präsentieren will, das gesellschaftliche Verantwortung übernimmt und nicht nur die Interessen der Aktionäre im Blick hat. Dazu gehören der Bau eines Forschungszentrums in der Elfenbeinküste und eine auf 100 Länder ausgeweitete Aufklärungskampagne für Schulkinder zum Thema Ernährung.
Herr Brabeck, Sie attackieren die Philosophie des reinen "Shareholder Value" und sehen darin eine Ursache für die Wirtschaftskrise . . .
Ich meine damit, dass viele Unternehmen zu sehr auf den schnellen Erfolg aus waren. Das gilt natürlich vor allem für die Finanzindustrie, aber ich habe das auch in unserer Branche beobachtet. Es geht immer nur um den nächsten Quartalsgewinn, und dabei wird vergessen, auch für die Gemeinschaft Werte zu schaffen. Deswegen sprechen wir bei Nestlé vom "Shared Value", dem gemeinsamen Wert. Für ein Unternehmen muss das Interesse sowohl der Aktionäre als auch der Gesellschaft zählen. Nur so kann es erfolgreich sein.
"Shared Value" klingt hübsch, aber ist es mehr als ein Werbegag?
Es ist eben gerade keine Kampagne für die Öffentlichkeit, und es ist auch mehr als reine Wohltätigkeit. Wir haben den Ansatz fest in unserer Strategie verankert. Jede größere Entscheidung wird unter zwei Gesichtspunkten getroffen: Was bringt es den Aktionären? Aber auch: Was bringt es der Gemeinschaft?
Es gibt auch etliche andere Unternehmen, die sich Engagement für das Gemeinwohl auf die Fahnen schreiben. Wie heben Sie sich ab?
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Angenommen, wir wollen in eine neue Fabrik investieren. Es stiftet einen viel größeren Nutzen, wenn die Fabrik in Afrika steht und nicht in Europa. So kann in Afrika zum Beispiel viel eher Infrastruktur geschaffen werden, die vorher nicht vorhanden war. Zum Beispiel eine mit dem Werk verbundene Abwasseranlage, die der ganzen Region zugutekommt.
Aber Sie sagen ja, Sie investieren nicht aus reiner Wohltätigkeit . . .
Genau, weil sich das nämlich auf der anderen Seite auch für Nestlé rechnet. Sehen Sie, wir verkaufen zum Beispiel jedes Jahr 19 Milliarden Maggiwürfel in Afrika. Es ist für uns wirtschaftlich viel sinnvoller, die Ware vor Ort zu produzieren und nicht zu importieren. Afrika ist heute ein wichtiger Markt für uns, und deshalb haben wir dort 27 Werke.
Sie unterstreichen das Verantwortungsbewusstsein von Nestlé, aber viele Ihrer Produkte sind auch anfällig für Kontroversen. Ein wichtiges Geschäft für Nestlé ist Wasser, das in Plastikflaschen abgefüllt wird. Kritiker werfen Ihnen vor, das sei nicht umweltfreundlich.
Das ist aber völlig überzogen: Die Kritiker sehen abgefülltes Wasser immer nur im Verhältnis zu Leitungswasser. Vergleichen Sie es aber doch einmal mit fast allen anderen Getränken, von Bier bis hin zu Limonade: Dann verbraucht die Produktion von abgefülltem Wasser viel weniger Ressourcen. Ich finde die Kritik ungerecht. Es beschwert sich ja auch niemand, wenn mexikanisches Bier in Glasflaschen nach Deutschland exportiert wird.
Ein anderes Beispiel: Sie führen Aufklärungskampagnen zur Bekämpfung von Fettleibigkeit, aber Ihre Produktpalette ist voll von Dickmachern, von Eiscreme bis Schokolade.
"Dickmacher" klingt mir zu einseitig. Schokolade zum Beispiel ist vom Nährwert her ein großartiges Produkt. Sie decken damit 80 Prozent ihres Tagesbedarfs an Magnesium. Wenn Sie Schokolade essen, können Sie sich Nahrungsergänzungsmittel sparen. Das Problem ist doch nicht das Produkt Schokolade, sondern eine weitverbreitete schlechte Ernährung. Darüber wollen wir Jugendliche aufklären.
Sie haben mit Ihren Warnungen vor einem Wassernotstand für viel Aufsehen gesorgt und gesagt, Wasser werde der Menschheit schneller ausgehen als Öl.
Wir haben für die nächsten 130 Jahre Erdöl, aber die Wasserreserven werden schon früher erschöpft sein. Wir verbrauchen heute viel mehr Wasser, als uns die Natur in Form von Regen liefern kann. Deshalb greifen wir die Vorräte an fossilem Wasser an, die vor allem in Amerika und in der Sahara lagern.
Ist diese Entwicklung aufzuhalten? Wasser ist heute zu billig, und es ist kein Wunder, dass die Leute es verschwenden, um ihre Swimmingpools aufzufüllen. Wasser muss seinen gerechten Wert bekommen. Vor allem brauchen wir ein Umdenken in der Landwirtschaft. Auf die entfällt heute 93 Prozent des Wasserverbrauchs.
Deutschland hat gerade mit dem umstrittenen Verbot zum Anbau einer gentechnisch veränderten Maissorte für Aufsehen gesorgt. Halten Sie solche Verbote als Befürworter der Gentechnik für einen Fehler?
Auf globaler Ebene können wir auf Gentechnik nicht verzichten. Ich verstehe ja in gewisser Weise die Einstellung in Deutschland. Hier gibt es keinerlei Lebensmittelmangel, und Bauern werden sogar dafür bezahlt, wenn sie Felder nicht bewirtschaften. Aber weltweit sieht es wegen der Bevölkerungsexplosion anders aus. Wir müssen die landwirtschaftliche Produktion bis 2025 verdoppeln. Wir können aber die Anbaufläche nicht unbegrenzt erweitern. Also müssen wir Pflanzen entwickeln, die einen höheren Ertrag abwerfen, und dazu brauchen wir die Gentechnik.
Das Gespräch führte Roland Lindner.