Dienstag, 16. Juni 2009

Der Juni, CROPS UNDER STRESS AS TEMPERATURES FALL




Teheran

Kästner im Garten, als es im Juni noch warm war



Erich Kästner

Der Juni

Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt.
Kaum schrieb man sechs Gedichte,
ist schon ein halbes Jahr herum
und fühlt sich als Geschichte.

Die Kirschen werden reif und rot,
die süßen wie die sauern.
Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub,
so sehr wir es bedauern.

Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott.
Aus Herrlichkeit wird Nahrung.
Aus manchem, was das Herz erfuhr,
wird, bestenfalls, Erfahrung.

Es wird und war. Es war und wird.
Aus Kälbern werden Rinder
Und weil's zur Jahreszeit gehört,
aus Küssen kleine Kinder.

Die Vögel füttern ihre Brut
und singen nur noch selten.
So ist's bestellt in unsrer Welt,
der besten aller Welten.

Spät tritt der Abend in den Park,
mit Sternen auf der Weste.
Glühwürmchen ziehn mit Lampions
zu einem Gartenfeste.

Dort wird getrunken und gelacht.
In vorgerückter Stunde
tanzt dann der Abend mit der Nacht
die kurze Ehrenrunde.

Am letzten Tische streiten sich
ein Heide und ein Frommer,
ob's Wunder oder keine gibt.
Und nächstens wird es Sommer.

- - Hoffentlich ! ! Heute 13-17° Sch
- - CCNet 93/2009 - 15 June 2009 -- Audiatur et altera pars
CROPS UNDER STRESS AS TEMPERATURES FALL
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For the second time in little over a year, it looks as though the world may be heading for a serious food crisis, thanks to our old friend "climate change". In many parts of the world recently the weather has not been too brilliant for farmers. After a fearsomely cold winter, June brought heavy snowfall across large parts of western Canada and the northern states of the American Midwest. In Manitoba last week, it was -4ºC. North Dakota had its first June snow for 60 years. There was midsummer snow not just in Norway and the Cairngorms, but even in Saudi Arabia.
--Christopher Booker, The Sunday Telegraph, 14 June 2009

- Bert Brecht
Maßnahmen gegen die Gewalt
Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor vielen gegen die Gewalt aussprach, merkte er, wie die Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. Er blickte sich um und sah hinter sich stehen - die Gewalt.
"Was sagtest du?" fragte ihn die Gewalt. "Ich sprach mich für die Gewalt aus", antwortete Herr Keuner.
Als Herr Keuner weggegangen war, fragten ihn seine Schüler nach seinem Rückgrat.
Herr Keuner antwortete: "Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich muß länger leben als die Gewalt."
Und Herr Keuner erzählte folgende Geschichte: In die Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte, nein zu sagen, kam eines Tages in der Zeit der Illegalität ein Agent, der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt war im Namen derer, die die Stadt beherrschten, und auf dem Stand, daß ihm gehören soll jede Wohnung, in die er seinen Fuß setzte, ebenso sollte ihm auch jedes Essen gehören, das er verlange; ebenso sollte ihm auch jeder Mann dienen, den er sähe.
Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen, wusch sich, legte sich nieder und fragte mit dem Gesicht zur Wand vor dem Einschlafen: "Wirst du mir dienen?"
Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die Fliegen, bewachte seinen Schlaf, und wie an diesem Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. Aber was immer er für ihn tat, eines zu tun hütete er sich wohl: das war, ein Wort zu sagen.
Als nun die sieben Jahre herum waren und der Agent dick geworden war vom vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der Agent.
Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke, schleifte ihn aus dem Haus, wusch das Lager, tünchte die Wände, atmete auf und antwortete: "Nein."
- Nicht alles, was Brecht geschrieben hat, war marxistischer Blödsinn. In dieser schönen Keuner-Geschichte von 1932 treffen sich der Opportunist Brecht, der stets auf seinen persönlichen Vorteil bedacht war, und der reflektierte Brecht auf konstruktive Weise.
- - Marc Bloch : hätte diese Keuner-Geschichte lesen können, und eigentlich, er war ja nicht blöd, hätte er auch selbst darauf kommen können, statt sich dieser dämlichen, von Stalinisten dominierten Resistance anzuschließen und sich in überflüssige Gefahr zu begeben und darin am 16. Juni 1944 umzukommen. Militärische Mätzchen konnten andere besser, als Historiker hätte er den vielen, stets zu hohlem nationalem Pathos neigenden Franzosen mehr genutzt, sich selbst und seiner Familie ebenfalls. Christoph Vormweg beginnt sein Zeitzeichen mit der opernhaften Aussage eines Bloch-Schülers, er habe einen Helden als Lehrer gehabt. Ansonsten sind die Linken ja immer gegen Helden. Zu recht. Die gehören auf die Opernbühne. Blochs kulturelle Ausweitung des Geschichtsverstehens war vielversprechend.
- Marc Bloch: "Aus der Werkstatt des Historikers"
"Ursprünglich hatte Marc Bloch, der sich eher als Historiker denn als Mediävist verstand, wie Urs Hafner berichtet, einen Band mit eigenen Texten unter diesem Titel publizieren wollen. Statt eines abgeschlossenen monografischen Werks sollte die Leserschaft Einblick in das Handwerkszeug des Historikers gewinnen. Nach Hafner enthält der Band Texte aller Genres: von Lexikonartikeln über Rezensionen bis zu Vorträgen und großen berühmten Aufsätzen Blochs. Bloch erwärme sich "weniger für theoretische Höhenflüge", meint der Rezensent, sondern erweise sich vielmehr als jemand, der Interesse hat an problemorientiertem, quellenbezogenem Arbeiten. Beeindruckend findet Hafner, wie weit Bloch bereits damals über den Tellerrand der eigenen Disziplin hinausschaute und Neuerscheinungen der Ethnologie, Psychologie und Soziologie zur Kenntnis nahm. Welch ein scharfzüngiger und rationalistischer Geist, schwärmt Hafner." NZZ 25.7.01