Sonntag, 30. Oktober 2011

Sie sind nicht alle kleine Sünderlein




Links stehen die größten Staatsschuldenstaaten: An der Spitze Japan, dann Griechenland, Island, Italien, Irland, USA, Portugal. Die rote Linie markiert die nach Maastricht zulässige 60%-Grenze.

Links unten innen wird die Haushaltsverschuldung angezeigt: Irland hat die größte Haushaltsneuverschuldung, es folgen USA, Japan, Großbritannien und Neuseeland. Die rote Linie dort markiert die nach Maastricht zulässige 3%-Grenze.

Die Soliditäts-Helden finden sich rechts: Norwegen, Ungarn, Schweden, Schweiz, Südkorea, Estland, Finnland, Luxemburg. Bis auf Südkorea lauter Zwergstaaten. Norwegen mit dem höchsten Überschuß läuft außerhalb der ökonomischen Konkurrenz, weil sie in Erdöl und Erdgas schwimmen.

Folie: Sinn / ifo

Man müßte hier zusätzlich die Arbeitslosenraten integrieren, insbesondere die Jugendarbeitslosenziffern. Japan steht dort besser da, die Schweiz noch besser, Italien aber schlechter: 28% der Italiener unter 25 sind arbeitslos gemeldet.

- Franco Frattini ist kein unsympathischer Mensch. Der elegante Ex-EU-Kommissar, heute Berlusconis Außenminister, gab ein interessantes Interview:
“Im Gespräch: Franco Frattini„Italien ist gar nicht Teil des Euro-Problems“
Außenminister Franco Frattini über heilsamen Druck aus Brüssel, Sarkozys irritierende Körpersprache, Merkels mutige Führung, Camerons berechtigte Angst vor einer Spaltung Europas - und warum die Währungsunion kein Omnibus ist. ... “ FAZ 28.10.11
Da hat er recht, denn es gibt kein Euro-Problem, sondern ein Staatsschuldenproblem. Er vertritt Italiens Position geschickt:
“Hätten Sie jetzt gern noch mehr Druck aus Brüssel, weil die versprochenen Reformen noch weit hinter dem zurückliegen, was zum Beispiel Trichet und Draghi von der Regierung verlangt haben?
Ja, das wäre eine gute Ermutigung. Allerdings weigere ich mich, Italien als Teil des Problems zu sehen, wo doch Frankreich am Zug wäre, das Problem der griechischen Anleihen in den französischen Banken zu lösen. Italien wird 2011 der einzige G-7-Staat mit Haushaltsüberschuss sein, wenn auch ohne Berücksichtigung der Zinslast. Das schafft selbst Deutschland nicht!
Die griechische Schuldenflut kann also kein italienischer Tsunami werden, der die Währungsunion hinwegspült?
Nein. Unsere Staatsschulden sind zwar hoch, aber die private Verschuldung liegt 25 Prozentpunkte unter dem europäischen Durchschnitt.
Davon kann sich der Staat nicht refinanzieren...
Doch! 45 Prozent unserer Staatsschuld wird von Italienern gehalten. Der Staat ist verschuldet, die Italiener sind reich. Und diese Italiener wollen ihren Staat nicht scheitern sehen. Hinzu kommt, dass drei von vier Italienern Wohneigentum haben.
Aber die Wirtschaft wächst nicht, und auch Sie finden keine Käufer für Staatsanleihen mehr. Das können die Euro-Partner, anders als vielleicht im griechischen Fall, kaum schultern.
Das stimmt, es ist undenkbar, dass sich Italien retten lässt. Denn die Säulen unserer Wirtschaft sind stabil. Ja, das Wachstum ist niedrig, aber auch Deutschland hat seine Prognose halbiert, von Frankreich gar nicht zu reden. Die italienische Industrieproduktion dagegen ist in den vergangenen vier Monaten um 4,6Prozent gestiegen, stärker als die deutsche, und der Export ist im letzten Halbjahr nicht zufällig um 17 Prozent gestiegen.”

Ja, Italien ist nicht Griechenland. Norditalien ist recht produktiv, seine Luxusmarken sind weltweit begehrt, in den Schwellenländern steigt die Nachfrage danach. Auch ein chinesischer Mandarin trägt gerne PRADA, von der Mandarinin nicht zu reden.
Aber Norditalien hat den Wasserkopf Rom (der Dottore ist gerade Kaffee trinken) am Hals und den Süden (da müssen wir erst die Mafia fragen) an den Hacken.
Da gibt es viel zu tun, und die Linke möchte doch gern die Sozialausgaben durch neue Schulden steigern und die progressiven Dottori in Rom verdoppeln. Die 113% Staatsverschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt BIP sprach Frattini nicht direkt an. Man darf gespannt sein, wie das ausgeht.

- Sony gibt die Allianz mit Ericcson auf - Siemens, Ericcson und Nokia dominierten vor nicht allzu langer Zeit die Mobiltelefonie. Jetzt ist nur, sehr geschwächt, Nokia übrig. Beim Wachstumsmarkt Intellifonie verwendet Nokia das US-Betriebssystem von Microsoft.
Bei der Mülltrennung aber liegt die EU weit vorn!