Dienstag, 29. April 2014

Ist Putin gebildet?




Putin hat sich als Junge so auffällig herumgeprügelt, daß seine Aufnahme in die PIONIERE verzögert wurde. Dem Herumprügeln in Kampfsportarten blieb er bis heute treu. Der Identifikation mit körperlicher Primitivität entspringen auch seine Foto-Inszenierungen mit nacktem Oberkörper und Gewehr u.ä. Dies tut kein gebildeter Mensch. Man kann sich auch in der Bibliothek ablichten lassen. 

Der junge P. ergriff denn auch einen kämpferischen Beruf, den des KGB-Soldaten. Er besuchte eine KGB-Hochschule. Dort hat er sicher einiges gelernt, mit Bildung dürfte es wenig zu tun gehabt haben. Ohnehin waren die kommunistischen Hochschulen in der Sowjetunion keine Bildungsanstalten, sondern Ausbildungsschulen und ideologische Zuchtanstalten der Partei. Auch als Spion in der SED-Diktatur folgte er keinem Bildungs-, sondern einem Dissidentenverfolgungsauftrag. Sein ganzes Leben hat dieser Mann zudem in Diktaturen zugebracht, in denen abweichende Literatur und abweichende Meinungen verboten waren und verfolgt wurden - und er selbst war, als KGBler, ein beruflicher Verfolger. 
Dieser Mann hat manches studiert, Marxismus, Tarnen, Täuschen, Organisieren - so soll er auch seine Doktorarbeit absolviert haben - aber gewiß kam er nie in die Nähe dessen, was Wilh. v. Humboldt in seiner Schrift “Theorie der Bildung des Menschen” so formulierte:

“das zerstreute Wissen und Handeln in ein geschlossenes, die bloße Gelehrsamkeit in eine gelehrte Bildung, das bloß unruhige Streben in eine weise Thätigkeit zu verwandeln.” 
(Menze-Ausg. S. 27)

Nichts im Leben des P. deutet darauf hin, das in diese Richtung zeigt, aber vieles, vom jungen Prügler bis zur Verfolgung der Opposition heute, deutet in Richtung des Despoten.
Mein Vergleichspunkt mit Hitler ist vor allem der Status des Emporkömmlings, der sich nur auf seine eigene Skrupellosigkeit verlassen kann. 
Hier läßt sich noch ein dritter hinzunehmen, Napoleon. Alle drei - wobei P. hier der primitivste ist - haben eine kaum glaubliche Karriere absolviert. Napoleon und Hitler wurden in ganz Europa bewundert (s.u.), aber sie konnten sich selbst nicht beherrschen, was bei Humboldt zur Bildung gehört. Als ausgeprägte Egomanen und mit jedem ihrer Erfolge mehr steigerten sie ihr Selbstbewußtsein über alle Grenzen hinaus und konnten nur militärisch gestoppt und dann niedergeworfen werden. 
Putins Fähigkeiten sind wohl beschränkterer Natur, trotzdem muß man bei einem machtbegabten und machtgierigen Emporkömmling mit allem rechnen. Denn Emporkömmlinge können nur schwer zurücktreten ins Glied, wie es in der Demokratie ein de Gaulle, ein Churchill und ein Adenauer mußten und es auch konnten - Churchill bekam sogar noch einen Literaturpreis für seine Memoiren zum WK2. 
Despotische Egomanen werden meist gestürzt, sie können nicht von der Macht lassen, weil sie die große Fallhöhe fürchten. Putin hat den Fall des läppischen und korrupten Parteibonzen Janukowitsch vor Augen, dagegen trifft er Vorkehrungen. Da er die europäischen Politiker so einschätzt wie seinen eingekauften Gasableser Schröder und den Appeaser Steinmeier, glaubt er, daß ihm das mit Militärspektakel und Nationalismus gelingen wird. 
Und alle Freiheitsgegner auf der Rechten und der Linken in Deutschland glauben es mit ihm und bestärken Herrn Pu. in seinen Zielen. 

Anhang, das Urteil der Zeitgenossen schwankt extrem, zu allen Zeiten:

"Die Bewunderer und Unterstützer Hitlers

Von Loki45 30.05.2010    http://community.zeit.de/node/189606/0/only_recommended          Es ist schon erstaunlich, wie ein ehemaliger Österreicher namens Adolf Hitler - der "böhmische Gefreite", so nannte ihn Reichspräsident Hindenburg abwertend - zum Führer über das deutsche Volk aufsteigen konnte? Wie konnte ein Schmierenkomödiant, ein pathologischer Lügner und manisch-depressiver Psychopath wie er, zu einer derartigen Machtfülle gelangen, dass er die halbe Welt in Brand setzen konnte? War es nur die Gutgläubigkeit der deutschen Bevölkerung? Nein, es gibt noch viele andere Hintergründe, die leider in der "offiziellen Geschichtsschreibung", warum auch immer, nicht genannt werden.
Der amerikanische Historiker John Toland schreibt in seiner Hitler-Biographie:"Wenn Hitler 1937 am vierten Jahrestag seiner Machtergreifung gestorben wäre, dann wäre er - unbeschadet der großen wirtschaftlichen Krise - als einer der größten Deutschen in die Geschichte eingegangen", So ähnlich artikuliert sich auch Joachim Fest im Vorwort zu seiner Biografie über Hitler: "Wenn Hitler Ende 1938 einem Attentat zum Opfer gefallen wäre, würden nur wenige zögern, ihn einen der größten Staatsmänner der Deutschen, vielleicht den Vollender ihrer Geschichte, zu nennen."
Es ist nur eine der vielen Geschichtsverdrehungen, die behauptet, die Deutschen seien die Einzigen gewesen, die dem Charisma des 'Führers' erlagen. Hitler hatte noch 1937 Millionen von Bewunderern, nicht nur in Europa – nein, weltweit. Da wäre z. B. ein so berühmter Schriftsteller wie George Bernard Shaw. Auch er verteidigte Hitler öffentlich in Artikeln in der britischen Presse.
Ebenso der frühere Premierminister Großbritanniens David Lloyd George, schwärmte, Hitler sei wunderbar und das deutsche Volk das glücklichste auf der Welt. Der Londoner Daily Express zitiert ihn 1936 so: "Man bewundert ihn nicht nur für seine volksnahe Führerschaft. (Hitler) wird als Nationalheld verehrt, der sein Land aus der vollkommenen Hoffnungslosigkeit und Erniedrigung errettet hat. Er ist der George Washington Deutschlands, der Mann, der für sein Land die Unabhängigkeit von seinen Unterdrückern gewonnen hat."
Und weiter nach seinem Besuch in Berchtesgaden bei Adolf Hitler im "Daily Express" vom 17.09.1936:
"Gerade bin ich zurückgekommen von einem Besuch in Deutschland... Ich habe nun Deutschlands berühmten Führer gesehen, auch die großen Veränderungen, die er verursacht hat. Was immer einer denkt von seinen Methoden - und diese sind bestimmt nicht jene eines parlamentarischen Landes, kann doch kein Zweifel darüber bestehen, daß er eine wunderbare Veränderung im Geist der Menschen, in ihrem Benehmen untereinander, in ihrer sozialen und ökonomischen Selbstdarstellung bewirkt hat..“
Auch Charles A. Lindbergh, der 1927 erstmals mit einem Flugzeug den Atlantik überquerte, war vom 3. Reich angetan, der wirtschaftliche und technologische Aufschwung in Nazi-Deutschland fasziniert ihn. Er kommt 1936 nach Berlin und ist von den Nazis begeistert. Im Herbst 1938 bekommt er von Hermann Göring das Verdienstkreuz 'Deutscher Adler' verliehen, das war ein Orden, der nur an Ausländer verliehen wurde, „die sich besonders um das Deutsche Reich verdient gemacht hatten“. Weitere Träger des Ordens sind Henry Ford und James D. Mooney, Vizepräsident von General Motors. Übrigens erwägt Lindbergh sogar, nach Deutschland zu ziehen. Doch sein Flirt mit den Nazis und seine Forderung, Amerika möge sich aus dem Krieg in Europa heraushalten, bringen ihm in den USA heftige Ablehnung ein. Aus Unterlagen, die jetzt erst gefunden wurden, geht hervor, dass Lindberghs Bewunderung für Hitler und das Dritte Reich größer war, als bisher angenommen wurde.Noch ein anderer Brite, ein sehr höchstrangiges Mitglied des englischen Hochadels, sympathisierte mit Hitlerdeutschland: König Edward VIII! Er musste im Dezember 1936 abdanken - angeblich, weil er nicht auf seine große Liebe Wallis Simpson, einer zweifach geschiedenen Amerikanerin, verzichten wollte. Leider wurde der Weltöffentlichkeit verschwiegen, dass Wallis Simpson mit den Nazis nicht nur sympathisierte, sondern für den deutschen Geheimdienst tätig war und nachweislich sehr enge Kontakte zum deutschen Botschafter von Ribbentrop hatte! Der MI5 hatte das herausgefunden und somit war eine Verbindung des Königs mit Mr. Simpson für Großbritannien völlig unakzeptabel: Eine Nazispionin in des Königs Bett. Ein deutscher Diplomat ließ dem britischen Außenministerium Informationen über Meldungen des deutschen Botschafters, Joachim von Ribbentrop zukommen, in denen dieser seine Meinung äußerte, dass der Grund der Abdankung war, „jene deutschen-freundlichen Kräfte zu zerstören, die durch Frau Simpson am Werk waren.“ Gerüchte besagten, dass Simpson auch Zugang zu geheimen Regierungsdokumenten hatte, die König Eduard geschickt wurden und die dieser unbeaufsichtigt in seinem Landsitz 'Fort Belvedere' liegen ließ. Sogar nach Eduards Abdankung wurden von Personenschutzbeamten, die Simpson im französischen Exil schützten, Berichte mit der Vermutung an die Regierung geschickt, sie könnte „nach Deutschland abhauen“. Eindeutig ist, dass Simpson zum damaligen deutschen Botschafter in London Joachim von Ribbentrop sehr persönlichen Kontakt hatte, denn sie bekam noch danach zu jeden ihrer Geburtstage einen Blumenstrauß mit einem persönlichen Gruß von ihm! ..."

Montag, 28. April 2014

Unter Putinfreunden


Aus einer Korrespondenz:

Im übrigen ist mein Hauptaugenmerk auf den privaten Freiheitsstatus des Bürgers gerichtet. Den sehe ich speziell in der Schweiz und den USA gesichert; die rein repräsentative Demokratie in Deutschland hat sich beschädigt durch das institutionelle Mißtrauen gegenüber dem einzelnen Bürger, der nichts direkt wählen darf. Die individuell garantierte Freiheit hat in Deutschland keine starke Tradition gebildet, siehe Luther, Bismarck, Wilhelm 2, Hindenburg, Papen, Hitler, Paul Sethe, Gottfried Benn, Carl Schmitt, Martin Heidegger etc. Auf der linken Seite interessierte sich schon aus theoretischen Gründen niemand für individuelle Freiheiten. Die Bevormundung des einzelnen Bürgers war in der DDR lückenlos und total, stets drohte Verhaftung, Folter und Tod; im Kaiserreich war der persönliche Freiheitsgrad verglichen mit der linken Diktatur riesig.
Da die Schweiz international machtlos ist, bleiben allein die USA als globale Schutzmacht individueller Freiheitsrechte. Staatsapparate sind aber sui generis Freiheitsverzehrer. Und außenpolitisch kann es immer zu Fehleinschätzungen kommen. Auch, was die Wirkung von Demokratie betrifft. Ich teile nicht die Ansicht, daß Demokratie automatisch dem einzelnen Bürger dient und seine persönliche Freiheit sichert. Das scheint mir die haupsächliche Lehre in Tunesien, Libyen und Ägypten zu sein. Schon Hitler ist, auf dem Rücken seiner Bewegung, zunächst über das Parlament groß geworden. Wie Nursi hat er die Macht mißbraucht.

Bezüglich WK1 verweise ich auf  Hegel: „Der Streit der Staaten kann deswegen ... nur durch Krieg entschieden werden.“ § 334, Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts. 
Krieg galt allen Staaten als normales Mittel vor 1945. Fritz Fischer und viele andere Historiker moralisieren und kommen zu schrägen Ergebnissen.

Christopher Clark kommt in seinem aktuellen Buch “Die Schlafwandler” zu angemesseneren Befunden. Die etablierten europäischen Regierungen waren unfähig, die Krise zu meistern, weil sie aus ihren alten Denkbahnen, in denen der Krieg ein selbstverständliches Mittel darstellte, nicht herausfanden. Hätte es übrigens eine eindeutig dominante Macht gegeben, wie es das antike Rom seinerzeit war, dann hätte es auch eine der PAX ROMANA vergleichbare Friedensdominanz gegeben. Die PAX AUGUSTA gab es erst, als Octavian seine starken Gegenspieler Lepidus, Pompeius und Marc Anton besiegt hatte. Dreißigjährige Kriege finden statt, wenn sich viele Halbstarke um die Macht balgen. So auch 1914. Und ohne die europäische Appeasement- und Abrüstungspolitik wäre Putin vermutlich zurückhaltender. 
In Europa sehe ich derzeit keine ernstzunehmenden Politiker, sondern nur Sozialstaatsonkels und -tanten. Besonders albern mutet das Merkel-Nahles-Deutschland an mit seinem Klima- und Energiewendewahn.
















Sonntag, 27. April 2014

Merkwürdig, nur im lateinischen Europa

Aus einer Korrespondenz:

... ich habe noch nie Staaten bewundert, ich bin nicht nur Klimarealist, sondern auch Staatsrealist. 
Staaten sind ein notwendiges Übel, siehe Hobbes. Ideale Staaten gibt es nicht. In allen Staaten agieren Gruppen, vor allem auch die politischen Kasten, zugunsten ihrer eigenen Interessen.

Aber es gibt große Unterschiede. Nur im lateinischen Europa entstand, beginnend mit der Magna Charta Libertatum von 1215, eine freiheitliche Tradition, die die individuellen Rechte gegenüber den Machthabern ausbaute und in der Durchführung der Gewaltenteilung gipfelte. Nur im Okzident passierte das, und die Grenze nach Osten bilden die katholischen Gebiete. Bis hierher kamen Renaissance, Reformation und Aufklärung. Das orthodoxe Christentum versteht sich politisch als Steigbügelhalter der Macht. 

Freies Denken hat nirgendwo in der russischen Gesellschaft, nirgendwo im Land einen geschützten Ort. Daher kann Rußland auch seine wirtschaftlichen Potentiale nur mit westlichen Köpfen und Firmen entwickeln, allerdings mehr schlecht als recht, weil Willkür herrscht. Jederzeit können maskierte Kommandos der Polizei mit der Maschinenpistole im Anschlag in die Büros eindringen; es ist dies oft geschehen und viele kleine Unternehmer haben sich wieder aus Rußland zurückgezogen. Große Unternehmer werden nur als Verbündete des Kreml akzeptiert. Dies war in der Zarenzeit ähnlich, aber doch viel freier als heute, denn Putin besitzt keine dynastische Legitimation, seine Macht beruht fast allein auf den Geheimdiensten, als deren Offizier er an die Spitze des Staatsapparates gespült wurde. Eine Zeitlang hat er seine Orientierung gesucht. 
Nun hat er sich klar für Führertum, Konflikt und Nationalsozialismus entschieden.
Ein öffentliches Zeichen dieser Art war die Ehrung des Ultranationalisten Schirinowski 2011.
Im übrigen sind natürlich die Russen und die Russenführer zu unterscheiden. Das russische Bürgertum wie auch die freien Bauern gibt es allerdings nicht mehr in Rußland. Sie wurden vertrieben oder ermordet. Auch das ein Grund für die schwache wirtschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung.
Nur noch ein Punkt, ein unbedeutender, zum Schluß. 
“Pussy” wird seit jeher für Katzen und von dort auch für Frauen verwendet, etwa in dem Tom-Jones-Schlager “What’s new, Pussy-Cat” von 1965. Leute aus einer bestimmten Richtung agitieren damit bösartig, indem sie “Pussy Riot” ganz speziell übersetzen. Es sind die Leute mit den quadratischen Köpfen, die starke Führer lieben und die Polizei- und Maschinenpistolenordnung Putins hochschätzen.




Schirinowski bekommt 2011 von Putins Puppe Medwedjew den Vaterländischen Verdienstorden umgehängt. Schließlich tritt er mit seiner Liberal-Demokratischen Partei für Rußlands Grenzen von 1917 ein - mit Finnland, Kongreßpolen, Weißrußland und der Ostukraine.
(Bild: kremlin.ru/Wiki.)

Samstag, 26. April 2014

Fortschritt





Natur pur - das Poliovirus

(Bild: Wiki.)  





Unter den vielen besonders ekelhaften Erscheinungen der Natur nehmen die Viren einen speziellen Platz ein. Sie besitzen keinen eigenen Zellkörper und keinen eigenen Stoffwechsel, können sich aber in geeigneten Zellen vermehren und Massenerkrankungen auslösen, wie beispielsweise das Kinderlähmungsvirus. Seine Ausrottung in den westlichen Ländern begann vor 60 Jahren in den USA. Durch die Arbeiten von John F. Enders, Jonas Salk, Albert Sabin u.a. wurde die enorm erfolgreiche Massenimpfung ab 1954 möglich.

Nur in islamischen Ländern gibt es noch größere Epidemien, etwa in Nord-Nigeria, wo der Arzt und Scharia-Rats-Präsident   Ibrahim Datti Ahmed das Virus unterstützt, weil er das Impfen zur antiislamischen Verschwörung erklärt hat.









Freitag, 25. April 2014

Und natürlich die Eigenversorgung stärken

Der polnische Ministerpräsident Tusk, heute in Berlin, schlägt eine EU-Energieunion vor. Daran sollte man unbedingt arbeiten, um Gasprom-Agenten wie Gerhard Schröder das Handwerk zu legen. Und der Kreml-Firma Gasprom selbst auch, die ihre Gaspreise zur politischen Erpressung einsetzt. Und außerdem den Ölpreis zum Maßstab bestimmt, anders als Norwegen und Holland etwa, das mit einen Marktpreis rechnet.





















Donnerstag, 24. April 2014

Neozarismus




Stets golden glänzend im Dienste der Macht – Popen und Putin 

(Bild: Wiki./ www.kremlin.ru )



Max Weber unterscheidet in seiner Herrschaftssoziologie idealtypisch drei Arten:
die legale Herrschaft mit bürokratischem Verwaltungsstab, die traditionale Herrschaft und die charismatische Herrschaft.
Diese Idealtypen mischen sich in der Realität, so war Alexander sowohl makedonischer Thronerbe als auch Charismatiker. 
Charismatiker ohne Traditionswurzeln haben es schwerer, sie können es nur mit ihrer Ausstrahlung an die Herrschaftsspitze bringen, wofür sie aber viele Anhänger brauchen, die sie in einer ‘Bewegung’ oder einer Massenpartei organisieren oder beides. Der Duce, Führer oder Generalsekretär bemüht sich, die Massen in Bewegung zu halten und veranstaltet Märsche, Aufmärsche, Kampagnen, Schauprozesse und Volksabstimmungen, soweit sie seinen Herrschaftszielen dienen. Das totalitäre Programm, das keine individuellen Freiheitsrechte vorsieht, wird vom “großen Führer des Volkes” flexibel gehandhabt, stützt sich auf die Vorzüglichkeit der Eigengruppe, auf eine Mission, auf die Auslöschung der traditionalen Herrscher und oft zusätzlich auf eine Eroberung.
Die italienischen Faschisten haben sich, der rote Stern war schon vergeben, das altrömischen Rutenbündel (“fasces”) als Symbol für Macht und Einigkeit erkoren.

Putin dieser Tage ist ein Emporkömmling, den der Zufall an die Spitze eines labilen Staates gespült hat. Er besitzt weder eine besondere Ausstrahlung, wie ein Kennedy sie besaß, noch eine große Beredsamkeit, wie Hitler oder Castro. Auch traditionale Wurzeln fehlen ihm. Als Mann der Verwaltung, der speziellen Kontrollverwaltung des KGB, kam er für Jelzin in die Wahl, und er baute seine Karriere systematisch in Richtung einer legalen Herrschaft durch Wahlbestätigung mit Verwaltungsstab aus. 
Den Justizapparat gliederte er seiner Verwaltung an und nutzte ihn zu demonstrativen Prozessen gegen jegliche Opposition. 
Die russische Tradition sucht Putin sich nutzbar zu machen durch Schulterschluß mit der Russisch Orthodoxen Kirche und vor allem durch Restaurierung des russischen Nationalismus. 
Auch den Personenkult des Stalinismus greift er auf durch seine halbnackte Darstellerei als Sportler, Angler und Schütze. Im Kreml macht er dagegen Anleihen beim zaristischen Hofzeremoniell. Insgesamt scheint ihm eine neozaristische Herrschaft vorzuschweben mit konstitutionellen Elementen.

Die neu entstandene Mittelschicht in den Städten scheint er aber mit diesem Programm nicht zu überzeugen. Wirtschaftlich und wissenschaftlich ist das riesige Land ein Zwerg geblieben, die Bevölkerung altert. Das über das Internet beobachtbare Kontrastprogramm des wohlhabenden Westens hat Putin offenbar bewogen, seinem Programm den außenpolitischen Konflikt hinzuzufügen. Seine Herrschaft scheint er nur gefestigt zu sehen in einer neuen Dauerkonfrontation mit den USA, wobei er aber versucht, einen Keil zwischen Amerika und Europa zu treiben.











Mittwoch, 23. April 2014

Wieviel Divisionen?





Die meisten Soziologen verwechseln SOZIALISMUS mit SOZIOLOGIE. Das muß nicht sein. Johannes Winckelmann hat für sie 90 Seiten aus "Wirtschaft und Gesellschaft" herausgezogen und in diesem kleinen Bändchen für die Westentasche mit Anmerkungen herausgegeben. 



Begriffe sind Denkzeuge. Man kann gar nicht sorgfältig genug bei ihrer Bildung sein. Und ihrer Verknüpfung. Einerseits müssen sie die Fähigkeit zur Verallgemeinerung besitzen, andererseits offen zur Erfahrung, damit sie überprüft werden können. Erfindungen wie Sein, Götter, Wesen u.a. sind nicht überprüfbar und daher unfruchtbar für Erkenntnis.
Zum Beispiel: “Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht.” Max Weber, Soziologische Grundbegriffe, § 16  Konkreter als der allgemeine Begriff der Macht, der auch ganz weiche, indirekte Macht umfaßt, ist der Begriff der HERRSCHAFT: “Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden.” Weber, ebenda.
So soll Stalin nach der Zahl der Divisionen des Papstes gefragt haben, als 1945 in Jalta der Vorschlag gemacht wurde, den Papst in die Neuordnung Europas einzubeziehen (Churchill, WKII, Quellenlage aber unklar).
Die Macht des Religionsführers ist überwiegend allgemein, weil er in der Regel kein Heer unterhält, während die Herrschaft Stalins auf der Roten Armee beruhte, die auf seinen Befehl hörte:
“Disziplin soll heißen die Chance, kraft eingeübter Einstellung für einen Befehl prompten, automatischen und schematischen Gehorsam bei einer angebbaren Vielheit von Menschen zu finden.” Weber, ebenda


In diesem Sinne fragt auch heute Putin: Wieviel Divisionen hat Kiew? 













Dienstag, 22. April 2014

“Entzauberung der Welt”













Die “Entzauberung der Welt” war ein Stichwort Max Webers, der gestern Geburtstag hatte. Das meint, daß der moderne Mensch dort, wo der alte Mensch Geister, Götter und Gespenster sah, Naturkräfte sieht und sie auch berechnen und beherrschen kann. Doch diese “Entzauberung” erfolgt nur individuell und sektoriell, nicht in aller Breite und nicht automatisch. Ohne intellektuellen Aufwand und ohne die Disziplinierung der angeborenen, stammesgeschichtlich kodierten Aberglauben-Perzeptionsmuster setzt sich Geister- und Götterglaube immer erneut durch. Diese genetische Fundierung des alten Adam sah Weber nicht, Soziobiologie gab es noch nicht. Ein klarer genetischer Blick existierte nur in der Tierzüchtung; in Bezug auf den Menschen vermischte sich die genetische Perspektive mit abenteuerlichem Aberglauben. Das altertümliche Schema Sauber-Unsauber, Rein-Unrein, woran Abrahamiten ("koscher", "halal") und primitive Kulturen noch immer glauben, verband sich mit dem Rassedenken. Dieses wurde bisher auch nur im Westen überwunden.





Montag, 21. April 2014

21.4.1864 - Geburtstagsgruß an Max Weber





Hier scheint ihm der junge Adorno zu begegnen, dem späteren Schwiemelbruder der Sozialphilosophie - daher der grimmige Gesichtsausdruck



Er war ein leuchtendes Beispiel an Gelehrsamkeit und Scharfsinn, Leidenschaft, Polemik und auch politischem Engagement, sogar zeitweilig in einer liberalen Partei.











Sonntag, 20. April 2014

Nullnummer Natur - Pustekuchen, Einstein






Und bis zum Nurejew ist’s noch weit





“Schau tief in die Natur, dann verstehst du alles besser.” Einstein  
Ob das wirklich von Einstein stammt, weiß ich nicht.

Immerhin hat diese Perspektive eine gewisse Tradition:
Erkennest dann der Sterne Lauf,
Und wenn Natur dich unterweist,
Dann geht die Seelenkraft dir auf”,
heißt es am Anfang des FAUST I.
Am Ende des II. Teils aber ist der Held “so klug als wie zuvor”.

Und so geht es auch dem nachfaustischen Menschen, nachdem er sich durch Moleküle, Atome, Elektronen, Protonen, Bosonen und Fermionen gewuselt hat.
Sagt doch der Zellbiologe Michael Reth, der sich mit B-Zellen befaßt und unlängst den Paul-Ehrlich–und-Ludwig-Darmstaedter-Preis bekam:
“wir verstehen ja gar nicht Leben”.
Und noch viel weniger, wie man verläßlich das eigene Verhalten steuern und das eigene Leben sinnvoll gestalten kann.










Samstag, 19. April 2014

Hallo, Herr Schirrmacher, hallo, Herr Döpfner










Dutschke 1968 in der Mitte - erst SDS-Vorstand, dann GRÜNEN-Mitglied - ohne den SPIEGEL kennte den roten Krakeeler heute niemand


Leserbrief im SPIEGEL vom 5. Mai 1965: 
„Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“ Dort hieß es auch: „Da die Herstellung von Zeitungen und Zeitschriften immer größeres Kapital erfordert, wird der Kreis der Personen, die Presseorgane herausgeben, immer kleiner. Damit wird unsere Abhängigkeit immer größer und immer gefährlicher.“ Er wisse, dass es im deutschen Pressewesen Oasen gebe, „in denen noch die Luft der Freiheit weht, […] aber wie viele von meinen Kollegen können das von sich sagen?“ (Wiki.)

Paul Sethe sagte das, der Großjournalist bei FAZ, WELT und anderen Zeitungen. Als Herausgeber war er bei der FAZ ausgeschieden, weil er Adenauers Westbindung bekämpfte. Heute wäre er vermutlich ein Putin-Freund wie Schröder, Gauland und Eva Herman. Das Beispiel Sethe zeigt, daß man sich auf jedem Niveau irren kann. Hätte sich Sethe als FAZ-Herausgeber behauptet, wer weiß, ob er diesen Leserbrief an den reichen Ganzgroßjournalisten Augstein geschrieben hätte. Der betuchte Großjournalist Sethe schrieb ihn jedenfalls, und Ganzgroßjournalist Augstein druckte ihn ab. Unter Großjournalisten ist man nicht kleinlich.
Anders, wenn Ganzkleinjournalisten einen Ganzgroßjournalisten online kommentieren:

“Gegenrede: Google schickt der Himmel gegen die BILD-Zeitung, metaphorisch gesprochen

Lieber Mathias Döpfner,
ich habe mehr Angst vor der unkontrollierten Macht der Presse. Die Großjournalisten wie Sie sind die herrschende Kaste. Das Internet mit Google vorneweg steuert Ihre Macht und die der Augsteins, Unselds, Dönhoffs, Prantls, Schirrmachers etc. ein wenig aus.
Nicht so herzlich, WD”

Der Oberhäuptling der BILD-Zeitung und aller Springer-Zeitungen hatte einen Beschwerdebrief an Googles Eric Schmidt geschrieben, und Großjournalist Schirrmacher hatte ihn ganzseitig in seinem überwiegend rotgrünen FAZ-Feuilleton abgedruckt. Denn auch Großjournalist Schirrmacher macht sich Sorgen, daß Googles Suchmaschine so viel anzeigt und dadurch die Zeitungen weniger verdienen. Damit stehe der Qualitätsjournalismus auf dem Spiel.
Das Argument ist nicht aus der Luft gegriffen. Doch wird der Qualitätsjournalismus ein bißchen zu hoch gehängt. Wir irren alle, siehe Paul Sethe, und es spielt keine inhaltliche Rolle, auf welchem Niveau wir irren. Glück brauchen wir alle Male, daß sich ein Adenauer mit einer Westbindung durchsetzen kann. Aber niemand kann das Glück dauerhaft pachten. Nach dem Glücksfall gefällt es dann leicht einem Stammtisch von Ganzgroßjournalisten mit ihren Qualitätsorganen SPIEGEL, ZEIT, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, FRANKFURTER BLÄTTER, SUHRKAMP und anderen mehr eine Linksidiotenbewegung wie die von 1968 hochzuschreiben. Der Neomarxist Habermas, nicht gerade ein Ausbund an Rechtsgläubigkeit, machte damals dem SDS, der Sturmabteilung der 68er Bewegung, den Vorwurf des “Linksfaschismus”. Und danach wurde die DDR-Diktatur schöngeschrieben, die Baader-Meinhof-Bande, und die Grünen, die sich aus dem SDS und anderen linksradikalen Gruppen wie den Spontis gebildet hatten. Damit nicht genug. Es folgte die Anti-Kernkraft-Bewegung und der Klimaklamauk. Der “Qualitätsjournalismus” hatte sich inzwischen weitgehend selbst gleichgeschaltet. Womit sich der “Qualitätsjournalismus” als ein Weltanschauungsbeglückungsjournalismus erwies. Wird der gebraucht, muß man ihm Weihrauch und Myrrhe darbringen? Nein, den Weltanschauungsbeglückungsjournalismus brauchen nur die machtgewohnten Ganzgroßjournalisten, die oft nur geistige Gernegroßjournalisten sind wie Schirrmacher, der gerne einen Stoff schaumig hochquirlt und seitenlang die Basenabfolge aus der Genomsequenzierung abdruckt. Eine Stumpfsinnsübung, die dem Leser suggerieren sollte, daß damit genetische Transparenz gewonnen worden wäre. Das ist Schaumschlägerjournalismus, Herr Schirrmacher, darauf kann man gut verzichten. Wie auch auf weite Teile der selbstgleichgeschalteten Massenmedienlandschaft.

Nicht verzichten kann man aber auf die Googles dieser Welt, die es auch den Ganzkleinjournalisten erlauben, den zweimalig  im Reich der Ganzgroßjournalisten gelöschten Online-Kommentar doch noch zu veröffentlichen.

Freitag, 18. April 2014

Die Sache mit der Bildung










Hermann Hesses UNTERM RAD - ein Bildungsstoff? Zumindest kann man in der Oberstufe etwas daraus machen in einer Sequenz mit neurowissenschaftlicher Fundierung.




“A genome-wide association study (GWAS) of educational attainment was conducted in a discovery sample of 101,069 individuals and a replication sample of 25,490. Three independent single-nucleotide polymorphisms (SNPs) are genome-wide significant (rs9320913, rs11584700, rs4851266), and all three replicate. Estimated effects sizes are small (coefficient of determinationR2 ≈ 0.02%), approximately 1 month of schooling per allele. A linear polygenic score from all measured SNPs accounts for ≈2% of the variance in both educational attainment and cognitive function. Genes in the region of the loci have previously been associated with health, cognitive, and central nervous system phenotypes, and bioinformatics analyses suggest the involvement of the anterior caudate nucleus. These findings provide promising candidate SNPs for follow-up work, and our effect size estimates can anchor power analyses in social-science genetics.

In der FAZ v. 5.6.13 war zu lesen:

Bildungserfolg geht im Genom unter

Eine zweiseitige Zusammenfassung der bisher größten Genomstudie über den Zusammenhang von sozialen Merkmalen und Erbanlagen ist in der Online-Ausgabe der Zeitschrift "Science" (doi: 10.1126/science. 1235488) veröffentlicht worden. In der genomweiten Assoziationsstudie wurde auf der Datenlage von 54 Untersuchungen aus fünfzehn Ländern nach speziellen Genvarianten gesucht, die den Bildungserfolg - gemessen in Schuljahren - beeinflussen könnten. Ermittelt wurden nach der Auswertung von Gensequenzen von 125 000 Individuen kaukasischer Herkunft (weiße Amerikaner) drei Einzelnukleotid-Mutationen. Ihr Effekt ist aber gering. Verglichen mit dem Wildtyp verlängern sie den Wissenschaftlern zufolge die Schulbildung lediglich um einen Monat.”  

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.06.2013

Wo in der Inhaltsangabe der Autoren von “schooling”, “educational attainment and cognitive function” die Rede ist, steht beim FAZ-Redakteur “Bildungserfolg” und “Schulbildung”.

Bildet die Schule? Eher verbildet sie, denn die Lerngegenstände haben Lehrer ausgesucht mit ihrer ganz speziellen Weltsicht und ihrer Beamtenerfahrung. Zudem findet das Lernen dort nach der Rasenmähermethode statt: eine Größe für alle, für alle das gleiche.

Bildet Lernen? Zumindest werden Gehirnzellverbindungen (Synapsen) gebildet, die Bildung nicht ausschließen.
Aber das Bildungskonzept der Goethezeit - von dort stammt der Begriff - meint ein individuelles Reifen des Menschen in der Begegnung mit Bildungsstoffen. Es handelt sich um eine willentliche Arbeit, die eine Person an sich selbst vornimmt, gleich einem Bildhauer, der eine Figur ‘bildet’. In einer Xenie formulierten
Goethe und Schiller:

Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens;
Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus.
(Xenien, Deutscher Nationalcharakter)

Wie weit dieses Bildungsprogramm individuell möglich erscheint, ist die Frage. Am Ende steht ein Zufallsresultat aus angeborener Begabung, elterlicher Erziehung und gesellschaftlichen Einflüssen, zu denen auch die Schule gehört. Immerhin kann die Verfügbarkeit von Stoffen, die die Selbstkenntnis, die Selbstdisziplinierung und die Lebensplanung erleichtern, auch der ‘Selbstbildung’ dienlich sein.