Sonntag, 27. April 2014

Merkwürdig, nur im lateinischen Europa

Aus einer Korrespondenz:

... ich habe noch nie Staaten bewundert, ich bin nicht nur Klimarealist, sondern auch Staatsrealist. 
Staaten sind ein notwendiges Übel, siehe Hobbes. Ideale Staaten gibt es nicht. In allen Staaten agieren Gruppen, vor allem auch die politischen Kasten, zugunsten ihrer eigenen Interessen.

Aber es gibt große Unterschiede. Nur im lateinischen Europa entstand, beginnend mit der Magna Charta Libertatum von 1215, eine freiheitliche Tradition, die die individuellen Rechte gegenüber den Machthabern ausbaute und in der Durchführung der Gewaltenteilung gipfelte. Nur im Okzident passierte das, und die Grenze nach Osten bilden die katholischen Gebiete. Bis hierher kamen Renaissance, Reformation und Aufklärung. Das orthodoxe Christentum versteht sich politisch als Steigbügelhalter der Macht. 

Freies Denken hat nirgendwo in der russischen Gesellschaft, nirgendwo im Land einen geschützten Ort. Daher kann Rußland auch seine wirtschaftlichen Potentiale nur mit westlichen Köpfen und Firmen entwickeln, allerdings mehr schlecht als recht, weil Willkür herrscht. Jederzeit können maskierte Kommandos der Polizei mit der Maschinenpistole im Anschlag in die Büros eindringen; es ist dies oft geschehen und viele kleine Unternehmer haben sich wieder aus Rußland zurückgezogen. Große Unternehmer werden nur als Verbündete des Kreml akzeptiert. Dies war in der Zarenzeit ähnlich, aber doch viel freier als heute, denn Putin besitzt keine dynastische Legitimation, seine Macht beruht fast allein auf den Geheimdiensten, als deren Offizier er an die Spitze des Staatsapparates gespült wurde. Eine Zeitlang hat er seine Orientierung gesucht. 
Nun hat er sich klar für Führertum, Konflikt und Nationalsozialismus entschieden.
Ein öffentliches Zeichen dieser Art war die Ehrung des Ultranationalisten Schirinowski 2011.
Im übrigen sind natürlich die Russen und die Russenführer zu unterscheiden. Das russische Bürgertum wie auch die freien Bauern gibt es allerdings nicht mehr in Rußland. Sie wurden vertrieben oder ermordet. Auch das ein Grund für die schwache wirtschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung.
Nur noch ein Punkt, ein unbedeutender, zum Schluß. 
“Pussy” wird seit jeher für Katzen und von dort auch für Frauen verwendet, etwa in dem Tom-Jones-Schlager “What’s new, Pussy-Cat” von 1965. Leute aus einer bestimmten Richtung agitieren damit bösartig, indem sie “Pussy Riot” ganz speziell übersetzen. Es sind die Leute mit den quadratischen Köpfen, die starke Führer lieben und die Polizei- und Maschinenpistolenordnung Putins hochschätzen.




Schirinowski bekommt 2011 von Putins Puppe Medwedjew den Vaterländischen Verdienstorden umgehängt. Schließlich tritt er mit seiner Liberal-Demokratischen Partei für Rußlands Grenzen von 1917 ein - mit Finnland, Kongreßpolen, Weißrußland und der Ostukraine.
(Bild: kremlin.ru/Wiki.)