Samstag, 25. Oktober 2014

Hallo Max, du alter Egoist!















Du glaubst zu schieben, und du wirst geschoben “, Goethe, Faust I, Vers 4116 f.

Deswegen formuliert Max Stirner, der am 25. Oktober 1806 geboren wurde, also noch zu Lebzeiten Goethes:

Von dem Augenblick an, wo er das Licht der Welt erblickt, sucht ein Mensch aus ihrem Wirrwarr, in welchem auch er mit allem anderen bunt durcheinander herumgewürfelt wird,  s i c h  herauszufinden und   s i c h   zu gewinnen.
Doch wehrt sich wiederum alles, was mit dem Kind in Berührung kommt, gegen dessen Eingriffe und behauptet sein eigenes Bestehen.
Mithin ist, weil Jegliches   a u f    s i c h   h ä l t ,  und zugleich mit anderm in stete Kollision gerät, der   K a m p f   der Selbstbehauptung unvermeidlich.” (Stirner, Der Einzige und sein Eigentum, Beginn)

Es gehört zu den Verdiensten Stirners, diesen lebenslangen Konflikt im Menschenleben in das Zentrum seines Denkens gestellt zu und in vielerlei Hinsicht thematisiert zu haben. Sehr polemisch meist, sehr zugespitzt, was sich aus seiner Situation als Solitär im Denken seiner Zeit erklären läßt. Er studierte bei Hegel in Berlin, und gegen ihn, den mächtigen Denker des staatlichen Kollektivismus, schrieb er seinen pointierten Gegenentwurf. Er sollte eine vorrangige Stelle in der Erziehungsliteratur einnehmen, denn sein Programm ist so studierenswert wie unmöglich umzusetzen. Das genetisch eingeschriebene stammesgeschichtliche Erbe des Menschen läßt ihn nie los, es bestimmt ihn stark von der Wiege bis zur Bahre. Nur eine Lockerung der sozialen Fesseln, der Vorgaben der Kohorte und der Einflüsse von Genetik, Familie, Gemeinschaft und Gesellschaft läßt sich erreichen, nicht mehr, denn der Mensch ist ein zutiefst soziales Wesen, ein geborenes Gruppenmitglied und Herdentier.

Viel ist gelungen, wenn der Einzelne ein halbwegs reflektiertes Verhältnis zu sich selbst und den sozialen Zumutungen gewinnt und er nicht jeder sozialen Einflüsterung hilflos ausgeliefert ist. Herr über sein Eigenleben zu werden ist dabei so schwierig geworden wie nie, da die ständige Gegenwart der Massenmedien den Machthabern so viel weichen und unbemerkten Einfluß sichert, wie dies noch nie in der Geschichte der Fall war. Ein bißchen hilft da die Lektüre Max Stirners, während die großen Kopfverderber seiner Zeit, Hegel und Marx, den Katastrophen des 20. Jahrhunderts Vorlagen geschrieben haben.