Samstag, 17. September 2016

Apropos Albee



Literatur ist in der Moderne zunehmend zur Schwafelei verkommen. Wo es bei Shakespeare um große Anthropologie und Psychologie geht, gibt es in der Gegenwart Gartenzwergkram im Plüschambiente oder vor Müllkippenkulisse, je nach Regisseur, gibt es solche Stückchen wie Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“.
Auch ich wurde im Unterricht mit diesem Quatsch verwirrt. Schon der Titel ist eine dreiste Täuschung. Virginia Woolf hat mit dieser literarischen Absonderung rein gar nichts zu tun. Albee benutzte den bekannten Namen, um sich dranzuhängen und aufzuwerten. Als Schüler ohne einschlägige Eheerfahrung wußte ich damals nicht recht, was ich mit den beiden Ehepaaren des Stücks anfangen sollte, und heute finde ich die Quatscherei der vier ziemlich blödsinnig aufgeblasen konstruiert.

Ein lächerliches Stück eines albernen Autors.











Finnische Artefakte?











Ein ganz großer Stern in der Intelligenzforschung ist Elsbeth Stern leider nicht. Immerhin geht sie der Empirie nicht aus dem Weg: „Manche Personen verbesserten sich stark (wir bezeichnen sie als die ‚Lernfähigen’), andere Personen zeigten trotz Trainings kaum Leistungszuwachs.“ (Stern/Neubauer, Intelligenz, S. 173, Neubauer et al., 2004)
So ist das. Die Intelligenteren sind lernfähiger als die weniger intelligenten Trainingsteilnehmer im Grazer Labor. Anderswo ist das auch so.  Nun will Stern aber gefunden haben, daß es „konkrete und abstrakte Lerntypen“ nicht gibt. (Ebd., S. 256) „Vom Lernziel und nicht von Merkmalen der Lernenden hängt es ab, welche Lernziele mit vertretbarem Aufwand erreicht werden können.“ (Ebd., S. 257)
Genau diese Frage stand am Anfang der ersten Intelligenztestentwicklung 1910 in Paris bei Alfred Binet und Theodore Simon. Die schwächeren Lerner sollten eine andere Schule besuchen als die stärkeren. Daher stammt die Dreiteilung des Schulsystems in Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Diese Teilung lehnt Stern ab und plädiert für die Gesamtschule mit interner Differenzierung für verschiedene Lernstärken. Kronzeuge, daß das funktionieren kann, ist ihr die finnische Gemeinschaftsschule mit ihren PISA- und TIMMS-Ergebnissen. Sowohl die 15% schwächsten wie die 15% stäksten Schüler sollen profitieren in einer „Kultur der Individualisierung“. Pasi Sahlbergs „Finnish Lessons“ empfiehlt sie zur Lektüre. Entsprechend kommt bei Stern/Neubauer das Duale System der Berufsbildung bestehend aus Lehre und Berufsschule gar nicht vor. Alle lernen ja gleich vom Typ her.
Dabei wissen wir schon von Eysenck, daß Introvertierte und Extrovertierte etwas anders lernen, und aus der Schulpraxis ist bekannt, daß es Schüler und Studenten gibt, die den Lehrstoff nach einmaligem Hören abgespeichert haben, während andere sehr viele Wiederholungen benötigen und oft die einfachsten Abstraktionsstufen nicht überwinden können. Es ergibt sich deswegen bei Stern/Neubauer der Verdacht, daß sie Gemeinschaftsschul- und Akademisierungsapostel sind. Das Duale System wurde übrigens gerade von den OECD-Kollegen Sterns – nachdem sie es lange als minderwertig beargwöhnt haben – gelobt als erfolgreich bei der Integration in den Arbeitsmarkt.
Ob Stern/Neubauer da bald folgen werden?








Heinrich Band entwickelte in Krefeld das Bandoneon - daher gibt es in Krefeld wieder das Bandoneon-Fest. /// Summertime Gabriel Merlino Bandoneon